Planinsolvenz-Verfahren

Die Rechtsprechung des DFB ist nicht nachvollziehbar:

· Kickers Offenbach musste 9 Punkte abgeben für ein Planinsolvenzverfahren, das nicht stattfand.
· Der VfR Aalen soll 9 Punkte verlieren, weil ein Sponsor w. gemachte Zusagen nicht einhielt. Und das wird bestraft! Da lachen ja die Hühner!!!

Der VfR ist es unserer tapfer kämpfenden Mannschaft schuldig vors Ständige Schiedsgericht zu ziehen, solange noch eine theoretische Aufstiegschance besteht.

Der Richter spricht auch von einem Verschulden des VfR an der finanziellen Situation und der daraus resultierenden Konsequenz, in die Insolvenz gehen zu müssen. Weiter ins Detail geht er nicht. Vielleicht hat man Einnahmen falsch kalkuliert, weil man z. B. von einem zu hohen Zuschauerzuspruch ausging oder man hätte sich mündliche Zusagen von BUS besser absichern lassen müssen. Wenn man eine Lizenz beantragt, muss man ja eine solide Kalkulation vorlegen und die war offensichtlich nur scheinbar solide, im besten Fall könnte man sie wohl als zu optimistisch bezeichnen. Das hat man dem Verein jetzt vielleicht zur Last gelegt. Ich habe schon immer daran gezweifelt, dass der DFB in Kenntnis bestehender Verträge und Finanzunterlagen einerseits die Lizenz erteilt und dann von einem Punkteabzug absieht, nur weil sich eine unvorhersehbare Forderung aus einer Betriebsprüfung ergibt, die zwar nicht ohne ist, aber normalerweise nicht zu einer Existenzbedrohung führen darf.

Die Urteilsbegründung macht mich nicht sehr optimistisch, dass die Bemühungen auf dem Rechtsweg zu einem Erfolg führen werden. Auch ich bin der Meinung, dass man nun einen Schlussstrich ziehen sollte und sich weitere Prozesskosten sparen kann. Diese Mittel kann man m. E. sinnvoller investieren.

Hier muss man zur Abwechslung mal etwas grundsätzlicher werden!
Der §6 der DFB-Spielordnung (Auswirkung einer Insolvenz) besteht, um zu vermeiden, dass sich Vereine durch Überschuldung einen sportlichen Vorteil verschaffen. Ist dies trotzdem der Fall und muss Insolvenz angemeldet werden, wird der Abzug von 9 Punkten vollzogen. Dies ist aus Gründen des fairen Wettbewerbs begründet und m.E. auch grundsätzlich richtig. Passiert das aus Gründen der Insolvenz eines Hauptsponsors, sprich rutscht ein Verein deshalb de facto unverschuldet in eine Insolvenz, kann von dem Punktabzug abgesehen werden, weil - so der Umkehrschluss aus besagtem Paragraphen - der Verein sich keinen Wettbewerbsvorteil erschlichen hat!
Ich stelle jetzt einmal folgende kühne These auf: Wenn im Falle des VfR Aalen nicht auf den 9-Punkte-Abzug verzichtet wird, wird diese Option wohl niemals gezogen werden, DENN

-der VfR Aalen hat sich in den zurückliegenden 2 Jahren definitiv KEINE Wettbewerbsvorteile erschlichen, im Gegenteil! Wir haben seither nachweislich einen der niedrigsten Saisonetats in der 3.Liga, stets angepasst an unsere (sehr eingeschränkten) finanziellen Möglichkeiten!

-unser ehemaliger Hauptsponsor Imtech, der übrigens auch in Person von maßgebenden Führungskräften zu Zweitligazeiten und davor maßgeblich für finanzielle Fehlentwicklungen des Vereins verantwortlich ist (es ist zu 0,00% NICHT das aktuell verantwortliche neue Präsidium!), musste Insolvenz anmelden. Im Paragraphen steht meines Wissens nichts davon, dass die Insolvenz des Hauptsponsors und die des Vereins auf das gleiche Jahr bzw. auf die gleiche Saison fallenn muss!

Ich kann mir beim besten Willen keine Konstellation vorstellen, bei der das Ziehen dieses Paragraphen noch naheliegender und angemessener sein sollte. Insofern wird sich das Spielchen zukünftig wie folgt fortsetzen: Mehr und mehr Vereine in der 3.Liga droht die Insolvenz (ein Großteil ist bekanntermaßen latent davon betroffen, nur ganz wenige Vereine nicht), gleichwohl macht man es natürlich nicht, da durch den Punkteabzug die sportliche Basis aufgrund eines möglichen Abstiegs in die 4.Liga potenziell entzogen wird (9 Punkte weniger am Ende des Tages sind in der Tat eine ordentliche Hausnummer...). Die Liga wird dadurch am Ende nicht gesünder sondern krankt immer mehr (siehe allein in dieser Rekord-Saison Aalen, Chemnitz, Erfurt, Frankfurt, Paderborn, Zwickau, etc.).
Durch das Instrument der (Plan)Insolvenz gäbe es eine Möglichkeit, um einen Verein wieder gesunden zu lassen. Dies wird aber aufgrund der o.a. Gründe fast nie genutzt, obwohl das eigentlich auch im ureigenen Interesse der betroffenen Vereine und auch des DFB liegen müsste. Der DFB sitzt aber auf einem so hohen Ross, dass ihm das egal ist (es gibt ja genügend Nachrücker-Vereine, die das exzessive Spielchen mit Ball und viel nicht vorhandenem Geld weitertreiben werden) und ist dazu noch höchst unbeweglich.
Insofern bin ich einigermaßen froh, dass wir die Insolvenz in dieser für uns sportlich sehr guten Saison angemeldet haben. Ob wir für einen Aufstieg in Liga 2 bereits in diesem Jahr überhaupt reif genug gewesen wären, wage ich außerdem zu bezweifeln!
Also alles gut, und ich hoffe, dass tatsächlich nur wenig Vereine einen ähnlichen (Insolvenz-)Weg wie wir beschreiten müssen, denn angenehm ist das nicht - auch wenn man am Ende finanziell gestärkt daraus hervorgeht
This contribution was last edited by VisionPossible on May 4, 2017 at 1:15 PM hours

Wie man es auch dreht und wendet, irgendwann in der jüngeren Vergangenheit hat Aalen deutlich über seine Verhältnisse gelebt und kräftig Schulden gemacht, was in dieser Saison zur Insolvenz geführt hat. Im Sinne eines finanziellen Fairplays gegenüber solide wirtschaftenden Vereinen muss dies nach der Spielordnung zum Punktabzug führen.

Die Aalener hätten die Insolvenz ja durchaus auch schon in der Saison anmelden können als der Sponsor pleite war. Das hat man aber vermieden, um den Zweitligaverbleib nicht zu gefährden. Irgendwann muss man ja mal in den sauren Apfel beissen und die dafür vorgesehene Strafe akzeptieren.

der VfR geht jetzt erst in die Erste Instanz. Alles andere ist eine Farce und ich verstehe nicht, warum hier im Forum darüber überhaupt diskutiert wird. Ein DFB wird sich niemals selber korrigieren, sprich Fehler eingestehen, das ist ein festgeschriebenes Gesetz. Da trau ich der FIFa, auch Ex-Blatter und Co. eher zu eigene Fehler einzuräumen. Auf kleinen Vereinen wird rumgehakt, siehe Punktabzug in 2 Liga mit Nichtigkeiten und Grossvereinen wie der HSV und Co. werden durchgewunken siehe KSC-Relegation. Da wird sich nie was ändern.

Ich muss etwas schmunzeln...
Definiere "solide wirtschaftender Verein" und "Fairplay" in diesem Zusammenhang!?Konsequenterweise müsste man nach diesem Prinzip min. 2/3 der Drittligavereine Punkte abziehen. Wenn man's nur im Falle der Insolvenzanmeldung tut reduziert sich das Stand heute eben auf die bekannten Vereine. Das "Warum" aus meiner Sicht habe ich oben schon beschrieben.
Wie gesagt, ich habe nicht mit der Aufhebung des Punktabzugs gerechnet, und ich fordere auch keine bevorzugte Behandlung des VfR Aalen, ich kann mit unserer Situation sehr gut leben. Allein, das System "Fußball-Profiliga" und vor allem die 3.Liga ist finanziell völlig kaputt, die jetzt bekannten Insolvenzen sind nur die Spitze des Eisbergs!

Ich sehe das anders, die 3. Liga ist nicht "völlig kaputt", man kann in der 3. Liga solide und auch mit einem kleinen Gewinn wirtschaften, wenn man die goldene Regel einer schwäbischen Hausfrau einhält: ich kann nur Geld ausgeben, was ich vorher verdient habe.
Diese Regel sollte in Schwaben noch bekannt sein, fragt mal eure Mütter, Frauen etc.

Vereine in der 3. Liga geraten aus 2 Gründen in finanzielle Probleme:
1. Man kauft sich eine Mannschaft zusammen, die man eigentlich nicht bezahlen kann und will den Aufstieg erzwingen (Chemnitz)
2. Man steigt aus der 2. Liga ab und passt die eigenen Strukturen nicht rechtzeitg an (Aalen nach dem Abstieg, früher auch Rostock, FSV Frankfurt, Paderborn).

Das liegt aber an den Vereinen selbst, nicht an der 3. Liga.

Es gibt aber auch solide arbeitende Vereine, die seit Jahren schuldenfrei sind (Halle) und bleiben oder sogar Gewinn machen (Magbeburg).

Die 3. Liga ist für eine 3. Liga eines Landes vernünftig finanziert, der Abstand zur 2. Liga ist vielleicht zu groß.

Ich hoffe, wir gewinnen nächste Woche einfach bei euch, das würde euch eine Menge Anwaltskosten sparen. Werde im Stadion sein.
This contribution was last edited by Jonas1966 on May 4, 2017 at 3:36 PM hours

der Worte sind genug gewechselt. Man kann mich in dem Zusammenhang falsch verstehen, muss man aber nicht...Viel Glück für den Aufstieg, dieses Jahr sollte es für Magdeburg machbar sein. Ich hoffe, dass dein Club dann weiterhin so vorbildlich wie eine schwäbische Hausfrau wirtschaftet...

Ich glaube, dass man das Thema auch mal ganz grundsätzlich und nicht nur durch die Vereinsbrille betrachten muss, auch wenn wir alle das Beste für den VfR möchten.

neumayer bringt das Problem m. E. genau auf den Punk. Die in der Spielordnung des DFB genannten Voraussetzungen für einen Verzicht auf den Punkteabzug liegen im Fall des VfR einfach nicht vor.

Natürlich gefällt uns das nicht und man kann darüber philosophieren, ob die DFB-Spielordnung in diesem Punkt nun sinnvoll oder nicht sinnvoll ist. Ich gebe aber zu bedenken, dass es für den Ruf einer Profiliga tödlich ist, wenn während einer Saison - mal etwas übertrieben gesagt - die Hälfte der Vereine straffrei in die Insolvenz geht. Das wird weder Sponsoren anziehen noch die Vereine zu einem verantwortungsbewussten Wirtschaften motivieren.

Aus dem Ausland bekommen die deutschen Profiliegen sehr viel Anerkennung, weil es hier eben nicht diese Vielzahl von Pleitevereine gibt, die dann auch noch teilweise von staatlicher Seite unterstützt werden und von einer Insolvenz in die andere gehen. Dass der DFB hier eine ganz harte Linie fährt, ist nicht immer verständlich und manche Kritik ist auch berechtigt, aber diese Haltung ist auch maßgebend für relativ solide Verhältnisse im deutschen Profifußball. Ich bin jetzt kein DFB-Funktionär, aber halte viel davon, immer beide Seiten zu betrachten.

Ein ziviler Richter wird letztlich beurteilen, ob die Auffassung des VfR eine rechtliche Basis hat und ich teile da die Bedenken von neumayer. Wenn das Verbandsrecht nicht sinnvoll ist, dann muss es geändert werden. Dazu gibt es wie in der Politik nach meinem Kenntnisstand einen demokratischen Weg über den DFB Bundestag. In diesem Zusammenhang müssen sich halt die Vereine/regionalen Verbände engagieren und eine Debatte ins Leben rufen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist … Aber solange man nicht selbst betroffen ist, interessiert das Thema niemanden.

Ich sehe die Sache etwas zwiespältig: Ich denke, dass der Punktabzug, den gegenwärtigen Regeln nach, in Ordnung geht.
Deshalb glaube ich auch nicht, dass da irgendein Gericht des DFB (jemand nen Umschlag mit vielen bunten Scheinchen zu Hand? ) das Urteil kippen würde.
Allerdings ist mir der Sinn dieser Regel nicht ganz klar: Eigentlich sollte sich der DFB nur darum scheren, ob der Verein zahlungsfähig ist, d.h. die Saison problemlos zu Ende spielen kann, oder nicht.
Alles andere hat ihn eigentlich nicht zu interessieren.
Eine Planinsolvenz, in der versucht wird den Verein wieder auf solide Beine zu stellen, sollte, bei gleichzeitiger Zahlungsfähigkeit und Sicherstellung des Spielbetriebs, den DFB gar nicht interessieren!
Schon gar nicht, wie im Fall Offenbach, wenn es trotz Anmeldung nie zur eigentlichen Insolvenz kommt!
Aber ist immer wieder spaßig zu sehen, wie Steuerhinterzieher und Schwarzgeldkontenführer einen auf Moralapostel machen.....